Facebook, was weißt du über mich?
Jede Bürgerin und jeder Bürger hat ein Recht
darauf zu erfahren, welche Daten von ihr oder ihm gespeichert werden.
Dies gilt nicht nur für staatliche Stellen, sondern selbstverständlich
auch gegenüber Unternehmen. Wir erklären dir hier, wie du von Facebook
verlangen kannst, dir deine gespeicherten Daten zur Verfügung zu
stellen.
07.10.11
In
den letzten Monaten wurde viel diskutiert über das datenhungrige
soziale Netzwerk Facebook. Diese Diskussion ist notwendig, denn so
bereichernd und positiv Facebook für die Kommunikation ist, so
bedenklich ist doch die Datensammelwut dieses Unternehmens.
Hier findest du eine Möglichkeit, Druck auf
Facebook auszuüben: Mach von deinem Recht Gebrauch und fordere deine
personenbezogenen Daten an! Du wirst dich wundern, was Facebook alles
über dich weiß. Neben Daten zu Statutsmeldungen, Verlinkungen und
Likebuttons werden auch Chatverläufe und Informationen zu deinen
Freundinnen und Freunden gespeichert. Facebook zeichnet so ein
erschreckend detailliertes Bild deiner Identität im Netzwerk a
Bis zu 1000 Seiten gesammelter Daten
Nach der europäischen Datenschutzrichtlinie
hat jeder Mensch das Recht, eine Kopie der Daten zu bekommen, die ein
Unternehmen über ihn oder sie speichert. Das gilt natürlich auch für
deine Daten bei Facebook. Da das Unternehmen seine Europazentrale in
Irland hat, besitzt du automatisch einen Vertrag mit "Facebook Ireland
Ltd". Du kannst dich somit auf europäische Datenschutzbestimmungen
berufen.
Auch wer nur kurz bei Facebook angemeldet war
und die Seite selten nutzt, wird sich über die Menge der Daten wundern.
Schnell kommen da etwa 1000 Seiten an Logindaten, Daten zu geposteten
Statusmeldungen, Verlinkungen und Likebuttons zusammen, wie ein Beispiel
aus Österreich jüngst zeigte. Es handelt sich dabei nicht nur um Daten,
die du selbst bei Facebook hinterlegt hast, sondern auch um Daten, die
andere Nutzerinnen und Nutzer über dich eingestellt haben. Hierzu zählen
die synchronisierten Adressverzeichnisse oder das "taggen" (markieren)
von Personen auf Bildern und Orten.
So füllst du das Online-Formular aus
Was Facebook genau über dich weiß, kannst du jetzt ganz einfach erfragen. Hierzu musst du lediglich das gut versteckte Onlineformular ausfüllen und deinen eingescannten Personalausweis in Kopie anhängen. Dies ist laut Facebook nötig, damit deine Identität verifiziert werden kann. Alle Informationen außer deinem Namen, dem Geburtsdatum und dem Foto kannst du allerdings verpixeln. Auch wenn Facebook dir zusichert, die Daten nicht zu speichern, solltest du das tun, besonders beim Neuen Personalausweis sollten alle weiteren Informationen unleserlich gemacht werden.
Du musst jetzt einfach die wenigen Felder des
Onlineantrags ausfüllen, dein Geburtsdatum auf deinem Profil
korrigieren, falls du ein falsches angegeben hast, und ein Bild deines
Ausweises anhängen. Dabei reicht ein einigermaßen erkennbares Handyfoto.
Das Gesetz, auf das du dich berufen musst
(ansonsten nimmt Facebook die Anfrage auch nicht an), ist für EU-Bürger:
"Art. 12 Directive 95/46/EG", oder "Section 4 DPA".
Das alles kommt jetzt in Facebooks Onlineformular.
Der Ansturm der letzten Tage hat bewiesen,
dass Facebook nicht in der Lage ist, der gesetzlichen Informationsfrist
von 40 Tagen nachzukommen. Auch nach den ersten Antwortmails, die dir
sagen, dass viele Informationen schon über deinen Account ersichtlich
sind, solltest du hartnäckig bleiben und auf die Herausgabe aller Daten
bestehen. Zur Not kannst du damit drohen, dich bei der irischen
Datenschutzkommission ("Irish Data Protection Comission") zu beschweren.
Nicht aussteigen, sondern von innen verändern
Mit deiner Anfrage zeigst du Facebook, dass
dir Datenschutz wichtig ist. Hilf mit, diesen Aufruf zu verbreiten und
bitte deine Bekannten ebenfalls eine solche Anfrage zu stellen. Spürt
das Unternehmen, dass ein Großteil seiner Nutzer eine solchen laxen
Umgang mit seinen Daten ablehnt und aktiv und regelmäßig nachfragt,
besteht die Chance, dass sich etwas ändert. Datenkraken wie Facebook
reagieren nur auf den Druck vieler.
Weitere Informationen findest du auch auf der Homepage Europe vs. Facebook.
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